Bericht: „Tag der offenen Tür und die Gegendemo -oder was man zum Asylheim macht“

Am vergangenen Freitag war ich in Häslich..einem kleinen Ort in der Gemeinde Haselbachtal im Landkreis Bautzen. Dort soll ein Asylbewerberheim durch den Landkreis Bautzen eröffnet werden. Anwohner haben mich eingeladen, um mir ein Bild von der Sache zu machen. Leider kann ich hier keine Bilder einstellen, weil der Tag der offenen Tür nicht so offen war, daß Photos erwünscht gewesen wären.

Aber von vorn: Ich fuhr also zu einem Tag der offenen Tür in einen Ort der so ziemlich nichts zu bieten hat, OK ein Feuerwehrhaus, einen Fußballverein, einen Fleischer, Bahn: nicht; Bus nur in der Schulzeit selten am Tage.
Angekommen erwartete mich allerdings nicht sofort eine offene Tür und die „übliche Begängnis“, sondern über 150 erboste Einwohner, welche gegen das Heim protestierten, Wachschutz und altgediente Polizisten.
Diese Bewohner sind sich einig, daß der Ort keineswegs für die Unterbringung von Asylanten geeignet ist. Überraschenderweise, ist man sich dessen sowohl in der Kreisverwaltung bewusst, als auch bei dem Willkommensbündnis „Häslich hilft“, welches von der Gemeindeverwaltung unterstützt wird.

Dazu kommt der Zustand des „renovierten Hauses“. Bereits von außen ist sichtbar, daß das Dach wohl schon viele Jahre keinen Dachdecker gesehen haben dürfte. Ein großer Riss unter der Traufe fällt ins Auge.
Schule, Tauchschule, Kindergarten (vorübergehend). Dieses Gebäude steht schon lange leer, jeder der sich hier verwirklichen wollte, hat damit scheinbar kein Geld verdient. Uralte Fenster und eine windige Holztür runden den äußeren Eindruck ab.

Unter den 150 Demonstranten waren mehrere Leute, die das Haus „hergerichtet“ haben und mir leider mitteilten, daß der Zustand innen wohl in etwa dem äußeren Eindruck entspräche.

Also sah ich mir das Objekt mal von innen an: Nach passieren des Ordnerdienstes, erhielt ich zwei kleine Brochüren zum Thema Asyl: Vom Willkommensbündnis und der evangelischen Kirche. Dazu ein Stück selbstgebackenen(?) Keks. Ein paar jugendliche Damen schauten etwas schüchtern. Offensichtlich war ihnen in der ganzen Situation unwohl, schließlich wollen sie doch nur Flüchtlingen helfen. -Ich kann ihre Situation gut verstehen.-

Seitens des zukünftigen Betreibers, der offensichtlich auch noch keinerlei weitergehende Informationen oder Erfahrungen hat, hat man sich bemüht das Gebäude bewohnbar erscheinen zu lassen.
Frische Blumen und ein Plüschtier sollen dem Wohnraum mit seinen bescheidenen Möbelspenden eine angenehme Atmosphäre verleien. Ob Familien kommen, weiß keiner. Aber den Bürger auf der Straße wurde es von der Verwaltung so vermittelt. Seriös ist das nicht! Weiß doch die Verwaltung, daß sie keinen Einfluß darauf hat wer kommt.
Einen Fernseher sucht man vergebens. Warum? Die GEZ will sonst Geld! Aber die Asylbewerber können sich davon befreien lassen… So ein bürokratischer Quatsch!

Mit den Blumen und dem Plüschtier, ist das Sehenswerte leider auch erzählt.

Die Tapeten sehen aus, als hätten sie Kinder angestrichen. Unklar ist, ob Feuchtigkeit von unten in die Tapeten gezogen ist, oder ob sie nur schlecht gestrichen worden sind. Die Toilettenanlagen sind schon unbenutzt wenig einladend; Die Schlafräume, wie zu erwarten zweckmäßig spartanisch im Kasernenstil.

Wie sieht es aus mit dem Raum, in den eine Sanitätsliege soll? Den gibt es nicht. Die Pritsche war noch nicht da, soll aber in den Flur.

Wenn es brennt gibt es zwar eine Brandmeldeanlage und es soll eine Feuerwache durch den Betreiber gestellt werden, aber ein „zweiter Rettungsweg“, wie er in jedem öffentlichen Gebäude vorgeschrieben ist? Fehlanzeige. Im Erdgeschoß kann man vielleicht aus dem Fenster springen. Und aus dem ersten Stock? Pikanter Weise steht in nächster Nähe des Gebäudes ein großer Flüssiggastank…

Komischerweise durfte man nicht ins erste Obergeschoß und den Dachboden bekam ich natürlich gar nicht zu sehen. Angeblich wäre das Haus noch gar nicht abgenommen und auch noch nicht fertig. Das Dach sollte nach Angaben eines Beigeordneten des Landkreises noch in diesem Sommer fertig gestellt werden. Nötig ist es jedenfalls!

Es wäre zu prüfen, ob die Vorgaben nach der „Erneuerbare Ernergieverordnung“ auch nur im Ansatz eingehalten worden sind-Dämmung der obersten Geschoßdecke?

Ganz ehrlich: Unabhängig von der schlechten Lage des Asylheimes, ist das Haus eine Schande für die dauerhafte Unterbringung von mehreren Dutzend Menschen!
In Sachen Kommunikation hat man sich seitens der Landkreisverwaltung nicht mit Ruhm bekleckert. Bei der Auswahl des Vermieters, hat man nicht berücksichtigt, daß dieser im Dorf einen sehr schlechten Stand hat- angeblich hat er noch nichteinmal seine Arbeiter bezahlt. Entsprechende Hinweise aus der Nachbarschaft sollen angeblich durch die Zollverwaltung abgeblockt worden sein.

Wenn man sich dieses Gebäude in diesem Zustand angesehen hat, dann drängt sich einem unweigerlich der Eindruck auf, daß das Heim das Beste ist, was dem Eigentümer passieren konnte. Vielleicht ist das auch der Grund, warum er ausgepfiffen und beschimpft worden ist, als er seinen Mercedes bestieg und weg fuhr.

Es bleibt zu hoffen, daß wenigstens der Betreiber und seine Mitarbeiter ihr Konzept umsetzen können. Daß sie nicht weltfremd sind und klare Vorstellungen von Hilfe und deren Grenze haben, hat mir das Gespräch gezeigt.
Und die Nachbarn? Auch wenn hier sehr viel schief gelaufen ist und mit der Asylpolitik viel im Argen liegt, der möglicherweise Verfolgte Heimbewohner kann nichts dafür! Die zeitweilige Nachbarschaft darf nicht daran scheitern, daß vielleicht ein versuchter Tagesgruß eines Heimbewohners nicht erwidert wird.

Die richtigen Adressaten des Ärgers stellen die Regierungen.